Eine Frage, die uns seit einiger Zeit beschäftigt. Wer kann dazu besser etwas sagen als die Betroffenen! Also, haben wir uns aufgemacht, Antworten zu finden. In zahlreichen Interviews haben uns Selbständige unterschiedlichster Branchen ihre Erfahrungen, Wünsche und Sorgen erzählt

6 Fragen an: Jens-Peter Ginsberg, Augenoptikermeister in Schauenburg-Elgershausen

Was zeichnete Ihr Unternehmen vor der Pandemie aus?

Jens-Peter Ginsberg: Als inhabergeführtes Geschäft in einer kleinen Gemeinde haben wir in den vergangenen 15 Jahren eine wunderbare Kundenbindung erreichen können. U.a. unser ehrenamtliches Engagement in und um die Gemeinde honorieren unsere Kunden. Natürlich ist auch die fachliche Komponente wichtig.

Mussten Sie aufgrund der Pandemie Umstellungen im Unternehmen vornehmen?

Jens-Peter Ginsberg: Ja. Durch den verordneten Lockdown im Frühjahr brach der Umsatz für ca. 6 Wochen ein. Durch die Kurzarbeiterregelung konnten wir unsere Fixkosten reduzieren. Neben der in unserem Bereich schon immer ernst genommenen Hygiene haben wir auch hier nochmal nachgerüstet. Organisatorisch haben wir unsere Kunden gebeten, Termine zu vereinbaren um nicht in Gefahr zu geraten, dass gleichzeitig zu viele Menschen im Ladenlokal sind.

Von wem haben Sie sich unterstützt gefühlt bzw. welche Unterstützung haben Sie vermisst?

Jens-Peter Ginsberg: Ein ganz großes Lob möchte ich meiner Steuerberaterin aussprechen. Sie hatte in dieser Zeit nicht nur die Zahlen im Griff, sondern fungierte auch als „Seelsorger“. Wir sind eng mit einer Einkaufs-vereinigung verbunden, hier arbeiten wir ehrenamtlich in einer Fördergruppe. Diese Vereinigung hat mit Rat und Tat zu uns gestanden. Vermisst habe ich unsere Dachverbände. Handwerkskammer und Innung haben sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Gewünscht hätte ich mir mehr Kommunikation mit der kommunalen Politik

Welche Auswirkungen haben Sie im privaten Bereich gespürt?

Jens-Peter Ginsberg: Selbstverständlich generieren wir unseren Verdienst über den Umsatz. Wenn einem der Laden geschlossen wird, fällt dieser weg, also bekommt man Existenzsorgen. Wenn man selbstbestimmt sein Leben führt, verunsichern die staatlich verordneten Maßnahmen. Auch weil sie teilweise nicht nachvollziehbar sind. Hier muss dringend nachgesteuert werden.

Glauben Sie, dass wir als Gesellschaft gestärkt aus der Krise herausgehen werden?

Jens-Peter Ginsberg: Schwer zu sagen. Zum einen bemerkt man den Riss, der durch die Gesellschaft gegangen ist. Ein vernünftig geführter Diskurs findet nicht statt. Beide Seiten werden in den Argumenten unsachlich und stigmatisierend. Das ist eine schlechte Entwicklung. Normalerweise stehen die Menschen in Notsituationen zusammen und zeigen sich solidarisch, das vermisse ich zunehmend.

Haben Sie bereits Ihren nächsten Urlaub geplant? Wo soll es hingehen? Edersee oder Übersee?

Jens-Peter Ginsberg: Nein. Die Verunsicherung ist zu groß. In diesem Jahr sind einige unserer privaten Vorhaben gescheitert. Aus diesen Gründen gehen wir nicht in Planung.

Wir bedanken uns für das Gespräch und bleiben Sie gesund.

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